100 Jahre Thüringen
Staatskanzlei Thüringen Weimarer Republik e.V. Forschungsstelle Weimarer Republik an der Uni-Jena

Feuergefecht in Bachra

Auch nach der Erstürmung der Leunawerke Ende März kommt es in Mitteldeutschland noch zu Kämpfen zwischen versprengten Aufständischen und Polizeikräften. Thüringen bleibt hiervon nicht verschont.

Gedenkstein auf dem Friedhof von Bachra

Ein Vorstoß der Thüringer Landespolizei.

Schwere Kämpfe bei Wiehe an der Unstrut.

Weimar, 31. März. Gestern haben 150 Aufständische auf Lastkraftwagen den Ort Wiehe a. d. Unstrut besetzt. Die Nachricht hiervon gelangte an den Befehlshaber der Thüringer Landespolizei durch den Bürgermeister von Buttstädt 7 Uhr Abends, zugleich mit der dringenden Bitte um Schutz. Die Leitung beauftragte Abteilung Weimar, Buttstädt sofort mittels Lastkraftwagen mit starkem Kommando zu belegen. Gleich darauf traf die Meldung ein, daß die Aufständischen von Wiehe nach Siegen ausmarschiert seien. Infolgedessen wurde auch sofort die berittene Halbstaffel in Marsch gesetzt. Das Kommando in Buttstädt wurde dann auf Rastenberg vorgetrieben, während der Beritt Olbersleben besetzte. In den späten Abendstunden wurde festgestellt, daß die Aufständischen in Bachra eingetroffen waren und dort die Schienen gesprengt hätten. Die Schutzpolizei Erfurt führte stärkere Kräfte vor, die heute früh 3 Uhr Bachra einschlossen und angriffen. Während dieser Zeit kamen dringende Hilferufe aus den preußischen Grenzorten an die Leitung der Landespolizei Erfurt den Befehl gab, die Grenze zu überschreiten. Zugleich wurde aus Weimar noch eine Fußstaffel mit Lastkraftwagen nach Rastenberg geworfen. Während die Schutzpolizei Erfurt Bachra nahm, drängte die Landespolizei ausbrechende Aufständische zurück. Das Unternehmen hat sich bis in die späten Morgenstunden hinausgezogen. Die Landespolizei ist bis Wolmirstedt, 3 Kilometer südöstlich Wiehe, vorgedrungen. Die Landespolizei Thüringen hatte keine Verluste, Schutzpolizei Erfurt 2 Verwundete. Nach Mitteilung der Schutzpolizei haben die Aufständischen 14 Tote zu verzeichnen. Zahlreiche Gefangene wurden gemacht. Das Gebiet kann als befriedet gelten. Die Landespolizei ist auf thüringischen Boden zurückgenommen worden.

Müller-Brandenburg.

Kamburg, 31. März. Wie das hiesige „Tageblatt“ berichtet, ist die Landespolizei in Stärke von etwa 30 Mann in Kamburg eingetroffen. Außerdem sind weitere Polizeistationen in Bad-Sulza und in Klengel bei Eisenberg S.-A. errichtet. Diese Mannschaften unterstehen einem Offizier, der in Kamburg stationiert ist. Dieser Grenzoffizier und die Mannschaften kamen aus Hildburghausen und Saalfeld. Der Zweck der Stationierung der Landespolizei in der Kamburger Gegend ist der, Bewaffnete über die Grenze Thüringens weder heraus- noch hineinzulassen. Die Bevölkerung des Kreises möge ruhig ihrer gewohnten Beschäftigung nachgehen.

Quelle:

Jenaer Volksblatt vom 2.4.1921

In: https://zs.thulb.uni-jena.de/rsc/viewer/jportal_derivate_00273855/JVB_19210402_076_167758667_B2_002.tif?logicalDiv=jportal_jpvolume_00371298

 

Bild:

März-Gefallene auf Friedhof in Bachra - Bachra – Wikipedia