100 Jahre Thüringen
Staatskanzlei Thüringen Weimarer Republik e.V. Forschungsstelle Weimarer Republik an der Uni-Jena

Urdokument der Verschwörungstheorie

Die „Protokolle der Weisen von Zion“ wurden bereits lange vor dem Ersten Weltkrieg in rechtsextremen Kreisen in Russland verbreitet und präsentierten der Leserschaft das seitdem vielkopierte Narrativ einer allumspannenden jüdischen Weltverschwörung. Ihre propagandistische Wirkung erlangten die „Protokolle“ nicht zuletzt dadurch, dass es sich hierbei um eine vermeintlich authentische Quelle handele. Auch „Der Deutsche“ aus Sondershausen greift diese Verschwörungstheorie unkritisch auf. Die im Text zitierte „Times“ wird im August 1921 jedoch nachweisen, dass es sich bei den „Protokollen“ um eine recht plumpe Fälschung handelt, was deren weitere Verbreitung jedoch nicht verhindern wird.

US-amerikanische Ausgabe von 1934

Ein jüdisches Weltprogramm von 1905.

Wir werden gebeten, einen Artikel zu veröffentlichen, der der Allgem. Evangelisch-lutherischen Kirchenzeitung entstammt. Wir drucken den Aufsatz ab, weil uns die Möglichkeit einer Fälschung, wie sie früher bereits einmal vorlag, beseitigt scheint und das im Folgenden erwähnte Dokument in seiner Echtheit durch die Autorität des Londoner Britischen Museums wohl als beglaubigt gelten kann. Der Aufsatz lautet:

Die russische politische Polizei ist im Jahre 1905 in den Besitz eines in hebräischer Sprache geschriebenen Exemplars des hier folgenden Protokolls gelangt, das aber offenbar nicht das Original, sondern bloß eine Abschrift darstellt. Professor Nilus, Doktor der hebräischen und chaldäischen Sprache und Berater des Auswärtigen Amtes in Petrograd, wurde beauftragt, diesen Text zu untersuchen, zu übersetzen, und die russische Regierung fand ihn wertvoll genug, um ihn in einer sehr beschränkten Anzahl von Exemplaren einigen Regierungen und wissenschaftlichen Anstalten zu überweisen. So erhielt auch das Britische Museum in London mit dem Stempel der Londoner Post vom 10. August 1906 ein Exemplar, das aber bis auf den heutigen Tag keiner Beachtung gewürdigt wurde. Anläßlich der diesjährigen Beständerevision des Museums ist das Schriftstück näher untersucht und vom Britischen Museum offiziell veröffentlicht worden. Man beachte also, daß diese Schrift aus dem Jahre 1905 stammt, es folge aus ihrem Inhalt:

(In Zusammenstellung des Protokolls.) – Der Rat der Weisen auf Zion ist eine internationale Geheimorganisation der Juden in der ganzen Welt. Er strebt die Weltherrschaft des Judentums an, und nimmt zu dem Zweck in ständigen Konferenzen fortgesetzt Stellung zu allen politischen Ereignissen, geheime Order an seine Unterverbände in allen Ländern erteilend. Eine jüdische Weltherrschaft ist erst nach der Zermürbung aller christlich-nationalen Staaten möglich. Demgemäß beschließt der Rat der Weisen von Zion, was folgt: Es sei in den folgenden Jahren konzentrierter und mit erhöhter Initiative alle Anstrengungen des organisierten Judentums darauf zu richten, in die bestehenden politischen Körper zu brechen. Am zugänglichsten hierfür werden sich die Massen des Sozialismus zeigen, die für den Kommunismus zu begeistern und behutsam, Schritt für Schritt zu befähigen sind, den Organismus der Staaten zu zerstören und in vollkommenen Anarchismus aufzulösen. Es ist notwendig, daß diese Entwicklung in jüdischen Händen bleibt, um zu verhüten, daß sie in ihren letzten Schlägen sich gegen uns selbst richte. Die Völker dürfen nie zur Ruhe, zur Pflege ihrer inneren Angelegenheiten kommen. Wir müssen durch unsern Einfluß auf Wirtschaft, Handel, Finanz und Presse das Augenmerk der Völker nach außen richten, ihr gegenseitiges Mißtrauen stärken, sie fortgesetzt sich selbst beunruhigen lassen. Das stört die Demokratie an ihrem Ausbau und wird jene begünstigen, die einerseits den Zusammenbruch der Gesellschaft erstreben, um ihr Erbe anzutreten, und andererseits hoffen, durch kriegerisch provozierende Bündnisse ihre Machtstellung verbessern zu können. Es wird vor allem die Regierung zwingen, eine geheime Politik und eine offene zu treiben, eine geheime unter sich, die wir kennen, und eine offene gegenüber den Völkern, die wir in ihrer notgedrungenen Unaufrichtigkeit unterstützen müssen. Ueberreizt sich eine solche Situation zu einer katastrophalen Messung der Kräfte der in Eifersucht ausgeschiedenen Bündnisse, so wird infolge der Katastrophe diese Doppelzüngigkeit der alten Systeme offenbar werden, das Vertrauen in den Staat wird allgemein erschüttert sein, und der Appell an die Demokratie wird nur mehr ein höhnisches Lachen der betrogenen Völker auslösen, die dann erfassen werden, daß politische Probleme nicht dazu da sind, durch die breite Masse mißverstanden zu werden, sondern daß es nötig ist, die Führung denen zu überlassen, welche die älteste Intelligenz vertreten und zur Lenkung der menschlichen Geschicke die innere, durch das Christentum, den politischen Erben des alten Römertums, verunmöglichte Berufung in sich haben. Wir beherrschen das Geld, aber wir müssen es noch mehr, wir müssen es ausschließlich beherrschen. Seien wir darum großmütig in der Ausgabe für eine uns gefügige Presse, ein unserm Geist entsprechendes Theater, eine unsre Ideen verbreitende Literatur und Wissenschaft, damit wir das ganze Unternehmertum und die Gesetzgebung unter unsern Einfluß bringen. Eifern wir das genußsüchtige Volk zu jenen Lastern an, welche im Menschen mehr wie andere die ideellen Kräfte brechen, das geistige Interesse nehmen, vermaterialisieren wir das ganze gesellschaftliche Leben. Geldhunger, materialistische Skepsis und wilde Genußsucht müssen die herrschenden Triebfedern des gesellschaftlichen Lebens werden, damit eine Klasse an der andern sich ärgere, der Haß der einen sich steigere durch die Angriffe der andern, und wir zu einem Chaos kommen, aus dem die christliche Weisheit keinen Ausweg mehr findet. […]“

Das ernsthaft zu nehmende Britische Museum veröffentlicht dieses vor 15 Jahren verfaßte Programm. Ein sonst immer judenfreundliches Blatt, die „Times“, schreibt: „Entweder, wenn wir dieses Programm mit dem vergleichen, was wir seit Jahren erlebten, ist der Verfasser desselben der größte Prophet aller Zeiten, oder aber das Programm entspricht wirklich eben so sehr einem vorgefaßten Plan, wie es den Tatsachen entspricht. Dann aber ist die Zeit gekommen, da es Selbsterhaltungspflicht aller Völker ist, wirksame Gegenmaßregeln zu ergreifen.“ Diese ganze Mitteilung entnehmen wir dem von Ströter und Schädel herausgegebenen „Prophetischen Wort“, März/April 1921, das als Quelle die „Schweizer Republikanischen Blätter“, Beilage zu Nr. 50, 10. Juli 1920 angibt.

Quelle:

Der Deutsche vom 25.4.1921

In: https://zs.thulb.uni-jena.de/rsc/viewer/jportal_derivate_00247701/SDH_19376538_1921_Der_Deutsche_0413.tif

 

Bild:

1934 Protocols Patriotic Pub - Protokolle der Weisen von Zion – Wikipedia