Mit Braunkohle gegen die Not
Arbeiter machen Überstunden, um vom Kriege stark geschädigten Familien ein warmes Zuhause zu ermöglichen, und das kostenlos. Darauf weist „Der Deutsche“ hin und versucht dies zu einer Initiative gegen den „Klassenhass“ umzudeuten.
Überstunden im Dienste der Menschlichkeit!
Ein Hilfswerk für die Bedürftigen im Altenburgischen, sowie in der Stadt Leipzig vollzieht sich jetzt im Meuselwitz-Rositzer Kohlengebiete. Alle Werke arbeiten Sonntags 2 Stunden länger, wodurch alle Sonntage ungefähr 70.000 Zentner Briketts gewonnen werden, die ab Werk unentgeltlich geliefert werden. Denn die Arbeiter arbeiten ohne Entgelt und auch die Werke werden ohne Gewinn und Verdienst dem edlen Zwecke zur Verfügung gestellt. Besondere Berücksichtigung sollen die Familien finden, die durch den Krieg am meisten gelitten haben. Das Hilfswerk wird 6 Sonntage hindurch ausgeübt werden.
Alle, die an das gesunde Empfinden einer von fanatischen Klassenhaß nicht verblendeten Arbeiterschaft glauben, werden sich freuen, daß in diesem dunkelsten aller Tage, wo Lohnbewegungen mit schlechtverhülltem politischen Hauptzweck, Unbotmäßigkeiten, politische Sympathiestreiks, Sowjetfeiertage und dergl unsere so brennend notwendige Arbeit stören, Arbeiter Sonntagsarbeit im Dienste der Menschlichkeit verrichten und einmal zum Werke edler Hilfsbereitschaft sich zusammenfinden und am gleichen Strick ziehen.
Quelle:
Der Deutsche vom 12.12.1920
In: https://zs.thulb.uni-jena.de/rsc/viewer/jportal_derivate_00246778/SDH_19376538_1920_Der_Deutsche_1255.tif?logicalDiv=jportal_jpvolume_00307443
Bild:
https://de.wikipedia.org/wiki/Rositz#/media/Datei:Wappen_Rositz.png