Neues an der Landesuniversität
Die Universität Jena soll ein zahnärztliches Institut erhalten und dafür sollen zwei neue Direktorenposten geschaffen werden, die jedoch nicht gleichwertig sein werden. Professoren, die diese Stellen besetzen sollen, sind schon gefunden, es benötigt lediglich noch weitere Verhandlungen, wie der Ausbau bezahlt werden soll.
Ausbau des zahnärztlichen Instituts der Universität Jena
Im Anschluss an den kurzen Landtagsbericht über die Sitzung vom 18. Dezember teilen wir noch das wichtigste über die erste Lesung der Regierungsvorlage, betreffend den Ausbau eines zahnärztlichen Instituts bei den klinischen Landesanstalten in Jena mit.
Die Vorlage begründete Regierungsrat Stier: In den Haushaltsplan sind zwei Direktorenstellen für ein zahnärztliches Institut eingestellt und der Landtag hat die Verstaatlichung des bisherigen Privatinstituts und dessen Trennung in zwei selbstständige Abteilungen grundsätzlich gebilligt. Die schwierigen Verhandlungen wegen der Leitung und der Lehrkräfte lassen den Betrieb erst für Sommerhalbjahr 1921 zu: Die erforderlichen Mittel for die erste Einrichtung werden etwa 200 000 M betragen, um deren Bewilligung die Regierung bittet.
Abg. Leber (Soz.): Die Übernahme der Zahnklinik durch den Staat ist durchaus zu begrüßen. Als Leiter ist Professor Hesse die gegebene Persönlichkeit. Eine Gleichstellung beider Direktoren ist meiner Ansicht nach nicht zu empfehlen, deshalb wäre die Anstellung eines zweiten Direktors unter Oberleitung des Prof. Hesse die beste Lösung; mit einer solchen waren auch zahlreiche Abgeordnete früher einverstanden. Nunmehr nach fünf Monaten steht die ganze Angelegenheit noch auf derselben Stelle und Professor Hesse ist noch nicht in die Fakultät aufgenommen; es scheint, als ob die Fakultät in dieser Frage auf die Wünsche des Landtages nicht die geringste Rücksicht nimmt, ja sich ihnen entgegenstellt. Der als zweite Leiter in Aussicht genommene Dr. Klughardt in Würzburg hatte, wohl im Hinblick auf die persönlichen Verhältnisse in Jena, seine gegebene Zusage zurückgezogen; nochmalige Verhandlungen haben zur Annahme seinerseits geführt, so daß er am 1. April 1921 eintreten wird. Für die Vorlage treten wir ein, da über die segensreiche Wirkung eines solchen Instituts in Jena kein Zweifel bestehen kann.
Regierungsrat Stier: Die Regierung hat mit Professor Hesse und mit Professor Klughardt verhandelt; letzterer wird am 1. April eintreten, hat aber weder seine Aufnahme in die Fakultät beantragt, noch ist eine solche erfolgt. (Der Redner geht dann näher auf die Frage der Aufnahme des Professors Hesse in die Fakultät ein.) Die Verhandlungen der Regierung mit Professor Hesse sind auf dem Prinzip der Zweiteilung erfolgt, haben aber noch zu keinem Abschluß geführt. Einen Einfluss auf die Entschließungen der Fakultät hat die Regierung nicht.
Nachdem sich Ang. Neumann (D. Vp.) noch für die Erhaltung der akademischen Freiheit der Universität Jena eingesetzt und jede Einmischung in die Entschließungen der Fakultät zurückgewiesen hatte, wurde auf Vorschlag des Präsidenten Leber zur weiteren Klärung der Angelegenheit die Vorlage an den Haushaltsausschuß überwiesen.
Quelle:
Jenaer Volksblatt vom 21.12.1920
In: https://zs.thulb.uni-jena.de/rsc/viewer/jportal_derivate_00273771/JVB_19201221_299_167758667_B2_002.tif?logicalDiv=jportal_jpvolume_00371192
Bild:
https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich-Schiller-Universit%C3%A4t_Jena#/media/Datei:Universit%C3%A4ts_Hauptgeb%C3%A4ude._Jena.jpg