Zerschlagung des Bezirks Apolda
Die Reform der Kreiseinteilung belebt das Konkurrenzgebaren zwischen den Städten, die um Behördensitze und das damit zusammenhängende Prestige ringen. Seit 1868 existierte der Verwaltungsbezirk Apolda, dessen Sitz nun nach Weimar verlegt und dessen Gebiete neu aufgeteilt werden.
Politisches aus Thüringen.
Der 2. Verwaltungsbezirk und die Kreiseinteilung von Thüringen.
Nachdem es bekannt geworden ist, daß nach dem Plane v. Brandensteins über die neue Kreiseinteilung für Thüringen auch der Verwaltungsbezirk Apolda verschwinden soll, haben die Gemeindebehörden von Apolda dagegen beim Staatsrat von Thüringen und beim Ministerium des Innern in Weimar Einspruch erhoben. In dem Schreiben, das eine ganz besondere Bedeutung hat, heißt es: Angeblich solle in Jena ein neuer Verwaltungsbezirk errichtet zu diesem der Amtsgerichtsbezirk Jena geschlagen, Allstedt an Frankenhausen angegliedert und die beiden Amtsgerichtsbezirke Apolda und Buttstädt Weimar angeschlossen werden. Apolda wäre mit seinen 150.000 Einwohnern vor der Revolution der größte Verwaltungsbezirk in ganz Thüringen gewesen. Weimar hätte dagegen nur 130.000 Einwohner ausgewiesen. Es erscheine zwar für jedermann selbstverständlich, daß durch die Vereinigung von Thüringen die Bezirke geographisch und wirtschaftlich abgerundet würden. Es würde auch niemand etwas dagegen einwenden wollen, wenn etwa Allstedt von Apolda, Ilmenau von Weimar, Camburg von Saalfeld abgetrennt und mit ihren geographischen Nachbargebieten vereinigt und die Enklaven (Vierzehnheiligen u. a.) ganz beseitigt würden, es würde aber kaum glaublich erscheinen, daß man einen so alten und so großen und lebensfähigen Bezirk, wie den Apoldaer, auflösen und einen neuen in Jena gründen wolle, wo sich bereits das Oberlandesgericht, klinische und andere Anstalten befänden, während Apolda die einzige Behörde genommen werden solle. Sollte indes dennoch die Reglung weiter verfolgt werden, dann dürften wenigstens nicht die Amtsgerichtsbezirke Apolda und Buttstädt mit dem Weimarischen Bezirk vereinigt, sondern es müßten umgekehrt die Amtsgerichtsbezirke Großrudestedt, Vieselbach, Weimar und Blankenhain mit Apolda verschmolzen werden. Die Stadt Weimar hätte bei der Revolution von allen thüringischen Städten das große Los gewonnen, deshalb sei es nicht notwendig, nun auch noch den weitaus größten Teil des Verwaltungsbezirks Apolda nach Weimar zu verlegen. Für Großrudestedt, Weimar, Blankenhain wäre es nicht unbequemer nach Apolda, als wenn die Amtsgerichtsbezirke Buttstädt und Apolda zu Weimar kämen. Camburg läge für eine Angliederung an Apolda außerordentlich günstig, da es von dort nach Apolda nicht weiter wäre als nach Jena. Es würden deshalb von vornherein in Wahrung der berechtigten Interessen der Stadt Apolda die nachdrücklichsten Einwendungen und Bedenken gegen eine Zerschlagung des Verwaltungsbezirks Apolda und gegen eine Verlegung des Sitzes der Verwaltung von Apolda nach Weimar erhoben.
Quelle:
Weimarische Landes-Zeitung vom 17.12.1920
Bild:
https://de.wikipedia.org/wiki/Verwaltungsbezirk_Apolda#/media/Datei:Verwaltungsbezirk_Apolda.jpg