Wer hat das schönste Geld?
Im Kontext der anhaltend hohen Inflation und der Bargeldknappheit gingen schon während des Weltkrieges viele Gemeinden dazu über eigenes Notgeld zu drucken, das als rein lokales Zahlungsmittel verwendet werden kann. Nach Jena schreibt nun auch die Landeshauptstadt Weimar einen Wettbewerb über das schönste Notgeldmotiv aus.
Neues Notgeld für Weimar.
Da die Stadt Jena zur Erlangung neuer Entwürfe für Papiernotgeld einen Wettbewerb beschlossen hat, weisen wir darauf hin, daß das gleiche Verfahren auch von der Stadt Weimar eingeschlagen wird. Einer Bekanntmachung des Gemeindevorstandes entnehmen wird folgendes:
Die Stadt Weimar schreibt unter der Weimarer Künstlerschaft zur Erlangung geeigneter Entwürfe für ein Papiernotgeld einen Wettbewerb aus.
Verlangt werden je zwei Entwürfe für 50, 25 und 10 Pfg. Die Größe des 50-Pfg.-Scheins beträgt 100/70, des 25-Pfg.-Scheins 85/55 und des 10-Pfg.-Scheins 60/48 mm. Die Scheine dürfen für Dreifarbendruck vorgesehen werden, eine Beschränkung ist jedoch bei den niedrigeren Werten erwünscht.
Die Vorderseite der Scheine hat bei zulässiger Wiederholung des Motivs zu enthalten: das Stadtwappen, außerdem bestimmte Inschriften über den Wert usw.
Die Rückseite soll traditionelle Motive, der Stadt Weimar behandeln. Für die beiden 50-Pfg.-Scheine sollen nach Möglichkeit ein Goethebildnis oder eine Erinnerungsstätte an den Dichter oder ein Motiv seiner Werke künstlerisch verwertet werden. Außerdem sollen die beiden 25-Pfg.-Scheine dem Andenken Schillers und die beiden 10-Pfg.-Scheine dem Andenken an Herder und Wieland gewidmet sein. Für einen vierzeiligen Dichterspruch ist entsprechender Platz vorzusehen.
Originelle Lösungen anderer Art von künstlerischer Bedeutung sind nicht grundsätzlich ausgeschlossen.
Die 7 Entwürfe (eine Vorderseite und 6 Rückseiten) sind als Originale in doppelter Größe des angegebenen Formats anzufertigen.
An Preisen sind ausgesetzt: ein 1. Preis mit 500 M., ein 2. Preis mit 300 M., ein 3. Preis mit 200 M.
Das Preisgericht bilden: Professor Thedy, Professor Frölich, Professor Klemm, Schulrat Scheidemantel, Stadtrat Lehrmann, Stadtrat Meyen.
Quelle:
Jenaer Volksblatt vom 14.2.1921
In: https://zs.thulb.uni-jena.de/rsc/viewer/jportal_derivate_00273816/JVB_19210214_037_167758667_B2_002.tif?logicalDiv=jportal_jpvolume_00371259