100 Jahre Thüringen
Staatskanzlei Thüringen Weimarer Republik e.V. Forschungsstelle Weimarer Republik an der Uni-Jena

KAPD steckte hinter dem Siegessäulenattentat

Mehr als eine Woche nach dem vereitelten Bombenanschlag auf die Berliner Siegessäule ist hinreichend klar, dass nicht die KPD, sondern deren Linksabspaltung – die Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands (KAPD) – die Verantwortung hierfür trägt. Der Anschlag ist somit Teil des Mitteldeutschen Aufstandes, wo Max Hoelz (KAPD) weitere Bombenattentate verüben ließ.

Plakat der KAPD von 1919

Der Anschlag auf die Siegessäule.

Berlin, 24. März. Nach langen Vernehmungen der am Montag im Hause des Kunstmalers Heinrich Wolff, Neukölln am Wasser 21, festgenommenen Kommunisten durch die Kriminalkommissare Scherler und Werneburg sind die Verhafteten fast sämtlich als Täter, Helfershelfer bezw. Mitwisser überführt und zum Teil geständig, den Anschlag auf die Siegessäule geplant oder darum gewußt zu haben. Alle Beteiligten sind eingeschriebene Mitglieder der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands oder – wie das Ehepaar Wolff – Anhänger der kommunistischen Idee.

Berlin, 24. März. (Amtliche Meldung.) Durch die übereinstimmenden Geständnisse mehrerer der am 21. März wegen des Attentates auf die Siegessäule festgenommenen Personen ist bisher folgender Sachverhalt festgestellt worden:

In einer K.A.P.D.-Sitzung wurde beschlossen, zur Förderung der revolutionären Bewegung die Siegessäule in die Luft zu sprengen. Etwa zehn Personen hatten sich zu diesem Zwecke am Sonnabend, den 12. März, abends in der Wolffschen Wohnung, Neukölln, am Wasser 21, versammelt und dort die Nacht gemeinsam verbracht. Am Sonntag, den 13. März, früh gegen 4 Uhr verließen die Beteiligten in kleinen Trupps die Wolffsche Wohnung und begaben sich zur Siegessäule. Es gelang, das Tor unbemerkt zu öffnen, worauf einige der Beteiligten gegen 5 Uhr morgens in die Säule eindrangen. Die Eingedrungenen brachten in der Säule die Sprengladung mit Zündschnur an. Die übrigen standen in der Umgebung der Siegessäule Posten. Auf einen verabredeten Pfiff entfernten sich sodann sämtliche Teilnehmer nach verschiedenen Richtungen.

Das Mißlingen des Attentats ist lediglich auf das Versagen der Zündschnur zurückzuführen.

Abgesehen von dem Ehepaar Wolff bekennen sich sämtliche Festgenommenen als Mitglieder der K.A.P.D. Bei fünf von ihnen sind Mitgliedskarten dieser Partei gefunden worden.

Quelle:

Jenaer Volksblatt vom 26.3.1921

In: https://zs.thulb.uni-jena.de/rsc/viewer/jportal_derivate_00273850/JVB_19210326_071_167758667_B1_002.tif?logicalDiv=jportal_jpvolume_00371293

 

Bild:

KAP-Plakat (1919) - Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands – Wikipedia