Wider den Rassismus
„Die schwarze Schmach“ ist in diesen Tagen eine sehr erfolgreiche Propagandaphrase, die den Einsatz von farbigen, französischen Besatzungstruppen im Ruhrgebiet deligitimieren soll. Die sozialdemokratische Presse versucht mit solchen Artikeln hiergegen anzuschreiben.
Schwarze für deutsche Kinder
In Amerika spielt die Hautfarbe eine gewisse Rolle. Die Schwarzen (Neger) sind Verachtete und Parias der dortigen Gesellschaft. Unsere Alldeutschen möchten gar zu gerne ähnliche Gefühle im deutschen Volk erzeugen. Das Schlagwort: „Die schwarze Schmach“ ist nicht ohne Nebenabsichten in die Welt gesetzt worden.
Folgende geradezu rührenden Beweise von Menschlichkeitsgefühl erbringen einige Vertreter der schwarzen Rasse in Amerika und beschämen damit die Reichen und Wohlhabenden in unserem eigenen Lande. Unsere „Wohltätigkeits- und Kaffeetanten“ täten gut, sich an jenen armen und verachteten Negern ein Vorbild zu nehmen.
Unserem Düsseldorfer Parteiblatt, der „Freien Presse“, entnehmen wir folgenden Brief einer Negerin aus Oklahoma (U.S.A.): „Erlauben Sie mir, mit einer bescheidenen Gabe an der Ernährung der unglücklichen Kleinen mitzuhelfen. Ich bin jetzt arm und krank. Ich weiß, was Hunger und Kälte heißt. Beides habe ich gelitten. Und ich bin eine Mutter von sieben Kindern, die immer hart arbeiten müssen, um ihr Brot zu verdienen. Eine Mutter afrikanischer Abstammung, aber eine Christin. Ich muß immer an meinen armen Jungen denken, wie er übers Wasser in den Krieg mußte. Hunger, Kälte, Tod haben ihn erwartet. Bitte, nehmen Sie meinen Dollar, wenn er zu etwas gut ist. Das ist alles, was ich tun kann, denn ich bin nur eine arme Negerin, aber ich habe den Aufruf an Amerika in den Zeitungen gelesen. Ich fühle mich als Amerikanerin, bin ich doch in diesem Lande groß geworden.“ – Eine andere Zuschrift lautet: „Inliegende neun Schilling sind der ganze Wochenlohn einer farbigen Waschfrau, die zur Ernährung der hungrigen Kinder beitragen will.“ – In einem weiteren Brief heißt es: „Ich bin ein Neger und nur ein armer Handwerker, aber mein Herz gehört diesen Kindern. Hier haben Sie etwas, um eines von ihnen zu retten. 12 Jahre lang wird meine Familie von Krankheit heimgesucht, und oft habe ich mehr gebraucht, als ich verdienen konnte, um für alles aufzukommen. Aber da muß ich helfen, selbst wenn es uns weh tut. Beiliegend 20 Schilling.“
Quelle:
Das Volk vom 27.5.1921
In: https://zs.thulb.uni-jena.de/rsc/viewer/jportal_derivate_00226548/Das_Volk_1921_05_0883.tif