Weiterer Terror in Großbritannien
Sogar die Rhön-Zeitung berichtet von den Zuständen im Dublin, wo die Ermordung englischer Offiziere weitere Bluttaten auslöste. Auch im Britischen Unterhaus kam es daraufhin zu Handgreiflichkeiten. Eine chaotische Situation, die das Königreich auf Jahre hinaus festhalten wird.
Revolution in Irland.
Der Dubliner Hafen in Flammen.
Den letzten Nachrichten aus Dublin zufolge dauert der Kampf in den Straßen der Stadt an. Nach einem Privattelegramm des „Daily Herald“ sind die Docks und die Kohlenlager in Brand gesteckt. Ein großes Schiff steht ebenfalls in Flammen. In den Hospitälern gibt es Hunderte von Verletzten. Es ist bis jetzt noch nicht möglich gewesen, die Zahl der Toten endgültig festzustellen.
Die Stadt Dublin ist ruhig. Der Zug- und Kraftwagenverkehr ist eingestellt. Keine Zeitung ist erschienen. Auch die englischen Blätter sind nicht eingetroffen. Die Offiziere siedeln aus den Hotels in die Kasernen über.
Irlandtumulte im Unterhaus.
Freemanns Journal teilt mit, daß Dublin seit Sonntag abend von Militär umzingelt ist. Zwei Männer sind erschossen worden. Viele Verhaftungen wurden vorgenommen. Militärautos durchkreuzten die Straßen, es wird unaufhörlich geschossen. Im Unterhause führte der Massenmord der englischen Offiziere in Dublin am Montag zu einer heftigen Szene. – Es kam zu Handgreiflichkeiten und das Haus musste auf kurze Zeit vertagt werden. Lloyd George teilte auf Anfrage mit, daß die Regierung vom Parlament weitere ausgedehnte Ausnahmevollmachten verlangen würde, um die Mordbande aus dem Wege zu räumen. Darauf ergriff Devlin das Wort. Ein Konservativer fiel ihm aber ins Wort und versuchte ihn zu sich herüberzuziehen. Es entspann sich darauf ein Handgemenge, das schließlich zu der Vertagung des Hauses führte.
Quelle:
Rhön-Zeitung vom 24.11.1920
In: https://zs.thulb.uni-jena.de/rsc/viewer/jportal_derivate_00172673/RhoenZ_1920-1079.tif
Bild:
https://en.wikipedia.org/wiki/Joseph_Devlin#/media/File:Joe_Devlin.JPG